Meine Vorfahren
  Vertreibung
 



Der zweite Weltkrieg

 

„Muß-SS“

Die Zahl der Zsámbéker Männer, die auf Grund des Abkommens zwischen Deutschland und Ungarn vom 14. April 1944 bis in den Oktober 1944 der SS buchstäblich als „Kanonenfutter“ überlassen wurden, ist nicht bekannt, aber es müssen gut über 200 gewesen sein. Ohne Ausbildung wurden sie zum großen Teil bei den

Kämpfen um die Festung Budapest eingesetzt, wo sehr viele gefallen sind. 

Eine Abschrift:

SS-Ersatzkommando Ungarn

Abt. B I 4a

VI Munkácsy Mihály-u. 5-7

B e s c h e i n i g u n g

Dem Gündert József geb. in Zsámbék, Muttername

Grunner Anna, wohnhaft in Zsámbék, Fuvaros Haus-Nr. 595 wird

hiermit bescheinigt, dass er im Sinne des zwischenstaatlichen

Abkommens Deutschland-Ungarn vom 14.4.1944 für die Dauer

des Krieges der Waffen-SS zur Verfügung steht.

Einem Einberufungsbefehl des SS-Ersatzkommando

Ungarn, Budapest, hat er unter Strafvermeidung Folge zu leisten.

Im Falle einer Einberufung durch die kgl. Ung. Honvéd hat er diesen

Ausweis dem Einberufungskommando vorzuzeigen.

SS-Ersatzkommando Ungarn

Das Original der wie Hohn klingenden Bescheinigung ist

im Zsámbéker Archiv zu finden.

 

 

Das Jahr 1944 begann relativ ruhig.

Das einschneidenste Ereignis des Jahres war die dritte Musterung durch die SS auf Grund des Vertrages zwischen Ungarn und Deutschland vom 14. April 1944.

Große Teile der männlichen Bevölkerung, viele sogar noch im hohen Alter

 mussten als ungarische Staatsbürger unfreiwillig bei der SS oder Wehrmacht

in den Krieg ziehen. Aber es gab auch einige junge Männer, die sich freiwillig

zur SS meldeten.

Deutsche Truppen besetzen am Sonntag, den 19. März 1944 Ungarn.

Auch durch Zsámbék zogen schon an diesem Tag Einheiten deutscher Soldaten.

Bald häuften sich die Einquartierungen im Dorf.

Nicht nur in Privathäusern, sondern auch in der Synagoge,

(die schon Ende Mai 1943 geschändet wurde) war das deutsche Militär

untergebracht. Am 3.April 1944 um zehn Uhr vormittags wurde Budapest

zum ersten Mal bombardiert. Die Detonationen waren so heftig, dass in Zsámbék

die Fenster klirrten. Auf dem Rückflug warf ein feindliches Flugzeug auf den

Pfarrfeldern unter der Neugasse 5 Bomben ab. Wäre der Abwurf nur eine Sekunde

später erfolgt, hätte es Zsámbék voll getroffen.

Die Bombardierungen wurden immer schlimmer und erreichten Ende Juli ihren

grausamen Höhepunkt.

Zu Hunderten zogen fast täglich englische und amerikanische Bomber mit ihrer

schweren Last über Zsámbék hinweg. Eine Gruppe von jungen Levente (Rekruten)

wurde abkommandiert, um in Budapest die Trümmer zu beseitigen.

Viele Mütter mit Kindern und alte Leute wurden von Budapest nach Zsámbék

evakuiert.

Am 7. Juni fand über dem Zsámbéker Hotter ein heftiger Luftkampf statt,

dabei stürzte eine ungarische Maschine brennend ab.

Nur einer der Piloten konnte sich retten.

Im Herbst wurde die politische Situation immer chaotischer.

Längst waren die Russen im Land und hatten die Städte in ihrer Hand.

Die Rote Armee stand seit dem 2. November 20km südlich vor den Toren

der Hauptstadt. Trotzdem ging am 4. November die Margaretenbrücke in

Budapest in die Luft. Der Busverkehr von Zsámbék nach Budapest wurde

wegen Benzinmangels schon Ende Mai eingestellt. Als am 20. Dezember 1944

die immer noch reichlich einquartierten deutschen Soldaten fluchtartig

Zsámbék verließen, war schon Kanonendonner aus der Ferne zu hören.

Man ahnte nichts Gutes. In der Nacht zum 21. Dezember fiel auf das

Haus Keller in der Neug´stift eine erste, einzelne Bombe.

Drei junge ungarische Soldaten starben. 

-Der Krieg war im Dorf-

Am Heilig Abend machte es die Runde, dass die Mette, die eh schon auf 22 Uhr

vorgezogen war, nicht stattfinden wird, weil die Russen bereits in Edek sind.

Durch die Tökergasse fuhren auch schon russische Vorposten und in der

Neug´stift wurde als erster Peter Gigler erschossen.

Am 1. Weihnachtstag tauchten dann gegen 4 Uhr morgens russische Vorposten

in der Schwabengasse auf. Man hörte schießen. Als es hell wurde traute sich

die Bevölkerung allmählich auf die Straße. In der Zigeunergasse und in der

Schwabengasse standen verlassene deutsche Wagen ohne Pferde. drei

erschossene deutsche Soldaten lagen im Graben. Es hatte ein Nahkampf

stattgefunden. Es wurde beobachtet, dass acht Deutsche den Toten die

Erkennungsmarken abnahmen und flüchteten. Gegen 10 Uhr war starkes

Dröhnen zu hören und schon fegten deutsche Tiefflieger über das Dorf und

warfen Bomben auf die Neug´stift und Schwabengasse ab. 7 Menschen starben

sofort. Es gab viele Verwundete und einige starben noch später.

Am frühen Nachmittag rollten T-34-Panzer durch das Dorf.

Zsámbék war und blieb fortan besetzt.

Ab Neujahr sollte es noch schlimmer werden.

Einige 100 Quadratkilometer in und um Budapest wird eine der größten,

wenn nicht die größte Entscheidungsschlacht seit Stalingrad geschlagen.

Die Straßen waren in dieser Zeit wie ausgestorben.

Die Menschen versteckten sich in den sicheren Weinkellern oder in Häusern,

wo wenigstens ein Mann anwesend war.

Sehr viele Häuser waren unbewohnbar geworden. Durch die große Anzahl

von Russen war ohnehin schon der meiste Wohnraum belegt.

So lebten die Leute auf engstem Raum zusammengepfercht.

Oft hausten 20 Personen in einem Zimmer. Trotzdem waren die Menschen vor

betrunkenen Rotarmisten nicht sicher, die oft in Misshandlungen und

Vergewaltigungen ausarteten.

1944 war eine sehr ertragreiche Weinernte mit dem die Russen sehr

verschwenderisch umgingen. Öfter schossen sie einfach in das Fass und tranken

solange vom herausfliessenden Wein, bis sie total besoffen waren.

Die Gewalttätigkeiten und Vergewaltigungen von Frauen wurden immer

schrecklicher. Anton Engler aus der Neugasse wurde erschossen, als er die Russen

hinhalten wollte, bis sich die Frauen und Mädchen über die Fenster ins Freie

retten konnten. Michael Karle (Richter) wurde tagelang traktiert und ihm wurden

alle Zähne ausgeschlagen, weil er sich weigerte, den Russen Frauen zu besorgen.

Sein Nachfolger im Amt soll sich sogar Sporen verdient haben, dass er bereitwillig

Frauen zusammen trieb.

Als traurige Folge durften später Schwangerschaften legal abgebrochen werden.

Das russische Militär bediente sich aus den Beständen der Bevölkerung, oft in

sinnloser Verschwendung. Wegen eines Stück Fleisches wurde oft eine Kuh oder

ein Schwein erschossen und dann liegen gelassen.

Die reichlich vorhandenen Lebensmittel waren auf diese Weise sehr schnell

aufgebraucht. Auch das nur knapp vorhandene Holz für den Winter war schnell

verbrannt: Kurzerhand verheizten die Russen die Möbel und

Einrichtungsgegenstände. Wenn das auch nicht reichte verheizten sie die

Fensterrahmen und Türen und schließlich noch Fußböden und sogar erreichbare Dachkonstruktionen.

Weder Decken noch Bettlaken, nicht einmal Kissen und

Federbetten entgingen ihrem Zugriff. Vor allem Uhren gehörten zu ihren

bevorzugten Plünderungsobjekten.

Einigen gelang es, einige Habseligkeiten durch Vergraben in der Mistgrube zu retten.

Die Zahl der Toten vom 21. Dezember 1944 bis zum 1. Mai 1945 ist auf 141

gestiegen. In den Vorjahren lag der Jahresdurchschnitt bei 80 Beerdigungen.

In der Pfarrchronik steht unter dem 14. Februar:

„ Es gibt ungeheuer viele Gefangene. Auch nach Zsámbék brachten sie 800.“

Oft schauten die Kinder zu, wenn sie Gefangene durch Zsámbék trieben.

Hinter dem „Kapitel“ (so hieß ein Ortsteil) war ein tiefer Lehmgraben,

dort schossen sie gefangene Soldaten nieder, so dass sie rücklings in den

Graben fielen.

 

Die Juden in Zsámbék

  

Die große jüdische Gemeinde in Zsámbék war schon 1930 auf 80 Seelen

zusammengeschrumpft. Infolge der 1938 einsetzenden radikalen antijüdischen

Gesetzgebung nahm sie noch weiter ab.

Am 26. April 1944 kam die Verordnung heraus jüdische Wohnungen zu

beschlagnahmen und die jüdische Bevölkerung in Zwangswohnungen

einzuweisen. Damit begann auch der Leidensweg der jüdischen Mitbürger

in Zsámbék. Als die von den Deutschen geforderte Internierung und Deportation

der Juden in Konzentrationslager am 15. Mai begann, waren die Zsámbéker Juden

die ersten, die abtransportiert wurden.

(Die Budapester Juden kamen in das Getto.) Sie wurden bei einer Nacht - und Nebelaktion fast unbemerkt in das Sammellager nach Promontor und von dort in

Konzentrationslager gebracht.

Über das grausame Schicksal dieser Zsámbéker Mitbürger erfuhr man in der

kommenden Zeit wenig. Ganz Schlimmes ahnte man erst, als zweimal größere

Gruppen von Juden unter deutscher Bewachung durch das Dorf getrieben wurden

und einige Bauern Vorspann leisten mussten.

Sie berichteten von willkürlicher Erschießung der Kranken und Müden unterwegs.

 

Das letzte Jahr in Zsámbék

 

Das Jahr 1945 war ein Jahr des Todes für die Gemeinde Zsámbék.

Von Weihnachten 1944 bis Ende Dezember 1945 starben insgesamt

273 Menschen aus Zsámbék, das war das 3,5fache eines normalen

Jahresdurchnitts.

 

20. März 1945: Nach langer Zeit ertönt zum ersten Mal

die Glocke zum Engel-des-Herrn. Die Front zieht immer weiter.

Heute ist der 1. Tag an dem die Bewohner keinen Kanonenschuss

gehört haben.

24. März 1945: Ein wunderschöner Frühlingstag.

Das Leben läuft langsam an. Man fängt an, Ordnung zu schaffen.

8. April 1945: Die letzten deutschen Truppen verlassen Ungarn.

29. April 1945: Die letzten russischen Soldaten verlassen Zsámbék.

 

Der Krieg war noch nicht vorbei, in der Ferne hörte man immer noch

die Kanonenschläge, aber das Leben fing an zu erwachen.

Die Bevölkerung begann die Häuser wieder in Ordnung zu bringen,

die Dächer umzudecken und die Schäden zu beheben.

Die Hoffnung schlug neue Wurzeln, das alles wieder in Ordnung kommt.

Ab Gründonnerstag fanden die Zeremonien in der hergerichteten Kirche

statt. Die Osterglocken zur Auferstehungsfeier erhielten einen

einmaligen Symbolwert.

Die Prozession wurde in der Altgewohnten Weise gehalten

- nur die deutschen Lieder fehlten-.

 -Das deutsche Wort war in der Öffentlichkeit verbannt.-

 

Die Vertreibung

  

April 1946. Ein unauslöschliches Datum in der über 230jährigen Geschichte

Zsámbéks. Man hat innerhalb weniger Tage rund 3700 Deutsche oder

„Schwaben“ (wie man sie in Ungarn nannte) des Landes verwiesen.

Das ist das tragischste Ereignis in der Geschichte von Zsámbék.

Keiner wollte es glauben, dass die ungarische Regierung von der Möglichkeit

der Ausweisung gebrauch macht. Die Budaörser Landsleute waren die ersten,

die bereits 15 Tage nach Erscheinen der Verordnung von dieser betroffen waren.

Am 19. Januar verließ der 1. Transport die Großgemeinde Budaörs.

Nun zweifelte kaum noch jemand daran, dass dies bald auch die Zsámbéker

treffen wird. Am 20. März 1946 erschien am Aushängebrett der Gemeinde die

Liste aller umsiedlungspflichtigen Personen, nach Namen und Hausnummern

sortiert. Ca. 3700 = 82% der Zsámbéker Bevölkerung wurden vertrieben.

Das gesamte Hab und Gut der Deutschen wurde vom Staat konfisziert.

180 Volkspolizisten umzingelten das Dorf, das von jetzt an nur noch mit

Sondergenehmigung verlassen werden durfte. Schon bald kam das große

Abschiednehmen: von Haus und Hof, den Toten auf den Friedhöfen, der Kirche

wo man in so mancher Not Trost suchte. Man musste Abschied nehmen von

Verwandten, Freunden und Bekannten.Es waren 4 Transporte mit denen die

Zsámbéker am 5., 7., 8. und 13. April den Weg in die Heimatlosigkeit antraten.

Sie fuhren in das Land ihrer Vorfahren, welches ihnen allen total fremd war.

Am Freitag, den 5. April 1946 hat man sie mit Bauernwagen aus ihren Häusern

abgeholt und zur Bahnstation gefahren. Immer wieder warfen sie einen Blick zurück

auf ihr Dorf, die Alte Kirche, bis die Umrisse Zsámbéks aus ihren Augen

entschwanden. Niemand von ihnen wusste, ob sie ihr Heimatdorf je wieder sehen

würden. In so manchen Augen standen Tränen. Bis zur Grenze wurden sie von

2 ungarischen Polizisten begleitet. An der Grenze in Herceghalom wurde ihr

Gepäck von Polizisten durchsucht. Es durften 20 kg Lebensmittel und 80 kg Haushaltsgegenstände pro Person mitgenommen werden. Die kommende Nacht

Verbrachten sie im Freien. Am Samstag wurden sie „einwaggoniert“, es waren

1200 Personen im Zug. Niemand wusste wohin der Weg geht. In den einzelnen

Viehwaggons waren ungefähr 40 Personen zusammengepfercht, vom Kleinkind

bis zum Greis. Die Türen waren verschlossen. Die Gegend unterwegs konnte man

nur durch die kleinen Luken sehen. In Piding (Bayern) hat man sie ärztlich

untersucht und entlaust. Hier bekamen sie zum 1. Mal etwas Warmes zu essen 

 

Verordnung Nr. 12.330/1945. M. E. über die Aussiedlung der deutschen Bevölkerung Ungarns nach Deutschland

(Veröffentlicht am 29. Dez. 1945. — M. K.* Nr. 211)

 

Aufgrund des Beschlusses des Ministeriums und des Alliierten Kontroll-Rates

vom 20. November 1945  über die Umsiedlung der deutschen Bevölkerung Ungarns

nach Deutschland wird in Sachen Durchführung des erhaltenen Auftrags

nach § 15 des Gesetzesartikels 1945:XI Folgendes verfügt:

I. § Zur Umsiedlung nach Deutschland sind jene ungarischen Staatsbürger

verpflichtet, die sich anlässlich der letzten Volkszählung zur deutschen

Nationalität oder Muttersprache bekannt haben, oder die ihren madjarisierten

Namen in einen deutsch klingenden zurückändern ließen, ferner die Mitglied

einer bewaffneten deutschen Einheit (SS) waren.

M. K. = Ungarischer Staatsanzeiger


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Kopie einer Originalliste der Ausweisung.
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Die Vier Transporte wurden in drei nicht benachbarte Landkreise einer in Hessen und drei in Baden-Württemberg auf rund 80 Gemeinden verteilt.

Folgende Gemeinden in der damaligen amerikanischen Zone nahmen

die Zsámbéker nach der Vertreibung auf:

1. Transport im Kreis Wetzlar in Hessen :

Atzbach, Dorlar, Fronhausen, Hermannstein, Kinzenbach, Krofdorf-Gleiberg,

Launsbach, Lollar, Odenhausen, Salzböden, Waldgirmes, Wetzlar und Wißmar.

2. Transport im Kreis Leonberg:

Ditzingen, Gerlingen, Höfingen, Korntal, Leonberg, Maurer-Hof, Münchingen,  Renningen, Schaffhausen, Warmbronn, Weil der Stadt.

Den 3. Transport im Kreis Heidenheim an der Brenz:

Ballmersthofen, Brenz, Bolheim, Burgberg, Demmingen, Dettingen, Dischingen, Dunstelkingen, Frickingen, Gerstetten, Giengen, Großkuchen, Gussenstadt,

Hausen, Heidenheim, Heldenfingen, Herbrechtigen, Hermaringen, Heuchlingen, Hohenmemmingen, Hürben, Itzenberg, Katzenstein, Mergelstetten, Nattheim, Niederstotzingen, Oggenhausen, Reuendorf, Schnaitheim, Söhnstetten, Sontheim,

Steinheim, Truggenhofen.

Der 3. Transport wurde am meisten zerrissen und auf 33 Gemeinden verteilt.

4. Transport im Kreis Karlsruhe:

Auerbach, Bretten, Burchhausen, Burbach, Ettlingen, Ettligensweier, Etzenrot,

Forchheim, Langensteinbach, Marxzell, Neuburgweiler, Schielberg, Schöllbronn,

Pfaffenrot, Spessart, Völkersbach, Wolfahrtsweier.


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